Übergabesitzung von Empa zu dss+: (v.l.n.r.) Dennis Lackovic, Manuele Capelli, Andreas Bill, Esther Thiébaud, Judith Bellaiche, Heinz Böni, Roger Gnos, Jakob Knauf
Swico und Empa

Swico und Empa – die erfolgreiche 30-jährige Zusammenarbeit

Das Kompetenzzentrum des ETH-Bereichs für Materialwissenschaften und Technologie, die Empa, hat Swico in den letzten 30 Jahren beim Aufbau und bei der Weiterentwicklung des Recyclingsystems massgeblich unterstützt. Aufgrund des verstärkten Fokus auf die Forschung und des Abbaus von Dienstleistungen bei der Empa wurde die Zusammenarbeit per Ende 2023 eingestellt.

Als Swico 1993 – ohne gesetzliche Verpflichtung – zusammen mit einer Gruppe Herstellern die Initiative ergriff, ein umfassendes Recyclingkonzept für Computer und elektronische Bürogeräte zu entwickeln, stand auch die Frage im Raum, wie man bei den Recyclingpartnern eine gleichmässig hohe Recyclingqualität gewährleisten könnte. Die Pioniere der Branche, die mit diesem Schritt auch ein Risiko eingingen, wollten verhindern, dass ihr Ansinnen den angestrebten Umweltnutzen nicht oder nur ungenügend erreicht. In den Überlegungen zur Auswahl einer externen Kontrollstelle spielten deshalb die Faktoren hohe Qualitätsansprüche und Unabhängigkeit die Hauptrolle. Damit war klar, dass eine kommerzielle Firma, die der Gefahr von Interessenkonflikten ausgesetzt war, nicht in Frage kam. Was lag da näher, als die Empa – damals noch unter der Bezeichnung Eidgenössische Materialprüfungsanstalt – anzufragen. Mit der Abteilung Ökologie und Kreislaufwirtschaft befand sie sich im gleichen Zeitraum auf dem Weg zur Akkreditierung als Zertifizierungsstelle für Umweltmanagement nach ISO 14001. Die Anfrage von Swico stiess bei der Empa deshalb von Beginn weg auf offene Ohren.

In der Folge wurde ab dem Start der Swico-Recyclinggarantie am 1. April 1994 die Empa mit der Aufgabe einer Zertifizierungs- und Überwachungsstelle betraut. Im ersten Berichtsjahr wurden über 20 Firmen evaluiert, von denen 16 zum Zertifizierungsverfahren zugelassen wurden. Letztlich bestanden 12 Firmen davon. Neben der damals noch halbjährlichen Kontrolle der Betriebe vor Ort durch die sieben Auditor:innen hatte die Stoffflusskontrolle eine wichtige Bedeutung. Es galt sicherzustellen, dass die Verarbeitungspartner ihre durch manuelle Zerlegung und mechanische Verarbeitung erzeugten Fraktionen umweltgerecht verwerteten oder beseitigten. Im ersten Betriebsjahr wurden rund 3 000 t Computer und Bürogeräte zurückgenommen und verarbeitet. Der Grossteil der Geräte stammte damals noch direkt von Herstellern. Der Handel und die Sammelstellen wurden erst später zu wichtigen Pfeilern im filigranen Sammelnetz von Swico.

Über die Jahre stiegen sowohl die Mengen als auch die Komplexität des Warenstroms stetig an. 1999 wurden die Mobiltelefone ins Sammelsystem aufgenommen, im Jahre 2000 die grafische Industrie, 2001 die Telefonie und 2002 die Unterhaltungselektronik.

Zu Beginn wurden die Audits von Swico und SENS teilweise bei den gleichen Recyclingpartnern basierend auf unterschiedlichen technischen Vorschriften getrennt durchgeführt. Später wurden die Audits dann zusammengeführt. Im Jahre 2009 wurden die Verarbeitungsvorschriften auf Initiative der Empa harmonisiert und in die gemeinsamen technischen Vorschriften von Swico und SENS zusammengeführt. 2017 hat Swico dann mit der Umsetzung der europäischen Vorschriften EN 50625, die als Schweizer Norm übernommen wurden, begonnen. SENS folgte drei Jahre später.

Zum Leistungsauftrag der Empa gehörte nebst der Auditierung und der Stoffflusskontrolle auch die Durchführung von Verarbeitungs- und Batchversuchen bei den Recyclingpartnern. Diese bildeten die Grundlage für die Beurteilung der Recycling- und Verwertungsquoten sowie die Einhaltung der Richt- und Grenzwerte bei Schadstoffen in der Schredder-Leichtfraktion.

Um die Recyclingtätigkeit auf dem neuesten Stand zu halten, wurden von der Empa in Zusammenarbeit mit weiteren Expert:innen verschiedene Forschungsprojekte durchgeführt. Besonders hervorzuheben sind die Studie zu PCB in Kondensatoren (2007), zur Entsorgung von Flachbildschirmen (2011), zur Rückgewinnung von Indium und Neodym (Studie e-Recmet des BAFU, 2015), zur Entsorgungssituation bei den Röhrenbildschirmen (2016) sowie über mehrere Jahre zum Umgang mit Lithium-Batterien und Kunststoffen.

Die grosse Erfahrung auf dem Gebiet des Elektroschrottrecyclings hat dazu geführt, dass die Empa-Expert:innen von Beginn weg in europäischen Gremien mitwirkten und im Auftrag des Staatssekretariats für Wirtschaft SECO zusammen mit lokalen Partnern Projekte zum nachhaltigen Umgang mit Elektroschrott in Entwicklungs- und Schwellenländern umsetzten. Das «Swiss e-waste Programme» von 2003 bis 2012 und das darauffolgende Programm «Sustainable Recycling Industries» von 2013 bis 2025 wurden wegweisend für die erfolgreiche Technologiekooperation mit Partnern im Globalen Süden. Swico hat den Aufbau von Rücknahmesystemen in einigen Ländern gemeinsam mit der Empa unterstützt.

Von den 30 Jahren Zusammenarbeit in Beratung und Forschung durch Wissens- und Erfahrungsaustausch konnten beide Seiten profitieren. Swico hatte einerseits eine Garantie, dass die Umwelt- und die technischen Anforderungen bezüglich der Verarbeitung bei allen Recyclingpartnern auf ein hohes Niveau gebracht und dort gehalten werden konnten. Die Empa konnte andererseits den wissenschaftlichen Blickwinkel mit Erfahrung und Wissen aus der Praxis aus ergänzen und die Forschung in diesem Sinne voranbringen. Die Zusammenarbeit und die unterschiedlichen Blickwinkel der beteiligten Personen bei Swico, bei der Empa, den Recyclingpartnern, den Verbänden und den öffentlichen Institutionen waren zudem auch eine grosse persönliche Bereicherung.

Die Empa hat sich per Ende 2023 aus der Audittätigkeit zurückgezogen und deshalb diese Dienstleistung für Swico eingestellt. Wir bedanken uns für die gute Zusammenarbeit in den drei vergangenen Jahrzehnten. Die Empa wird weiterhin als kompetente Partnerin für gemeinsame Forschungsprojekte in der Kreislaufwirtschaft zur Verfügung stehen. Wir freuen uns auf künftige gemeinsame Herausforderungen.

Abschied von einem Pionier

Just zum 30-jährigen Jubiläum von Swico Recycling zieht sich Heinz Böni in die wohlverdiente Pension zurück. Er hat für den Aufbau eines einwandfreien Recyclings von Elektroaltgeräten in der Schweiz und dessen konsequente Weiterentwicklung wahre Pionierarbeit geleistet. Das Vertrauen der Beteiligten gründet in der Qualität und Reputation des Systems – und dabei hat Heinz Böni eine zentrale Rolle gespielt. Nicht nur hat er die Swico-Auditstelle über die letzten 15 Jahre geleitet und die Prozesse kontinuierlich verbessert, sondern er hat etliche Mitarbeitende in diese Materie eingeführt und darin ausgebildet. Darüber hinaus hat er im Rahmen der internationalen Zusammenarbeit für einen wichtigen Wissenstransfer zwischen der Schweiz und Südamerika in Bezug auf Recycling von Elektroschrott gesorgt.

Swico bedankt sich von Herzen bei Heinz Böni für sein unermüdliches Engagement und seine Hingabe zum Thema sauberes Recycling in der Schweiz.

V.l.n.r: Judith Bellaiche, Heinz Böni, Esther Thiébaud