Kontrolle der Schadstoffentfrachtung von Geräten vor der Zerlegung während eines Audits.
Recycler-Audits

Recycler-Audits: Ansatz und Methode

Die Recycler, die als Partner für die SENS- und Swico-Rücknahmesysteme fungieren, verpflichten sich vertraglich, bestimmte technische Anforderungen zu erfüllen. Wie stellen SENS und Swico sicher, dass diese Anforderungen erfüllt werden? Dies geschieht in erster Linie durch Audits und Batchversuche, die von den Auditor:innen der Technischen Kommission SENS/Swico durchgeführt werden. Wie sehen diese Audits konkret aus und nach welchen Standards werden sie abgewickelt? Wie wird sichergestellt, dass die Umsetzung der Anforderungen bei allen Recyclern gleich streng kontrolliert wird? Welche Kontrollen werden vorgelagert durchgeführt, insbesondere in den Zerlegebetrieben, und welche nachgelagert, beispielsweise bei ausländischen Rücknahmeunternehmen? Ziel dieses Artikels ist es, jene Fragen zu beantworten, die die unterschiedlichen Akteur:innen im Recyclingprozess den Auditor:innen häufig stellen.

Welche Standards gelten für die Audits?

Die Audits, die bei den Recyclern durchgeführt werden, basieren auf der europäischen Normenreihe CENELEC SN EN 50625, die die Anforderungen an das Recycling von Elektro- und Elektronikaltgeräten in den wichtigsten Phasen der Verarbeitung (Sammlung, manuelle Verarbeitung, mechanische Verarbeitung, Endverarbeitung usw.) festlegt. Sie stützen sich auch auf die ergänzenden technischen Vorschriften von SENS und Swico zur Ergänzung der Normenreihe SN EN 50625. Dieses Dokument, das Teil der Anhänge zum Vertrag der Recycler ist, ergänzt die europäischen Anforderungen um schweizerische Besonderheiten, wie beispielsweise die zu erreichenden Recyclingquoten.

Die Audits stützen sich auch auf die geltenden Schweizer Rechtsvorschriften. Obwohl Fragen zur Überprüfung der Einhaltung mehrerer Rechtsvorschriften (Wasserwirtschaft, Lärm usw.) behandelt werden, ist es aufgrund der Dauer des Audits nicht möglich, alle umweltrechtlichen Vorschriften systematisch abzudecken. Der Schwerpunkt des Audits liegt auf der Abfallwirtschaft. Abgesehen von den Audits, die im Auftrag von SENS und Swico durchgeführt werden, sind die Kantone weiterhin für die Kontrolle der Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen durch die Recycler zuständig.


Wer führt die Audits bei den Recyclern durch?

Die Audits werden von den Auditor:innen der Technischen Kommission SENS und Swico durchgeführt. Im Falle von SENS handelt es sich dabei um Mitarbeitende der Firmen Abeco GmbH, Büro für Umweltchemie GmbH, Carbotech AG und IPSO ECO AG, im Falle von Swico um die Firma DSS+. Die zu auditierenden Recycler werden den Mitgliedern der Technischen Kommission jedes Jahr auf der Grundlage verschiedener Kriterien zugewiesen: besondere Kenntnisse in bestimmten Themenbereichen wie dem Recycling von Leuchtmitteln, geografische Nähe usw.

Wie koordinieren sich die Auditor:innen untereinander?

Jeder Recycler hat seine Besonderheiten. Um eine möglichst faire Beurteilung der Recycler zu gewährleisten, findet ein regelmässiger Austausch zwischen den Auditor:innen statt. Es werden mindestens viermal im Jahr Treffen mit der Technischen Kommission SENS und Swico organisiert. Ausserdem werden intern bei SENS und Swico regelmässig Fortschrittskontrollen durchgeführt. Diese Treffen sowie verschiedene thematische Arbeitsgruppen und informelle Gespräche tragen zur Harmonisierung der Auditpraktiken bei.

Welche Sachverhalte werden beim Audit eines Recyclers überprüft?

Es gibt mehrere Punkte, die im Auditprotokoll aufgeführt sind und anhand derer die Einhaltung der Anforderungen überprüft werden kann: 

  • Austausch mit dem Team, etwa über das Managementsystem, die Ausbildung oder die interne Kontrolle der Sortier- und Aufbereitungsqualität;
     
  • Kontrolle der Dokumente: zum Beispiel die Begleitdokumente für die Beförderung von Sonderabfall in der Schweiz sowie die Notifizierungen und Begleitscheine für die Ausfuhr von Abfällen, mit denen die Empfänger und Kanäle, die Konformität der verwendeten Codes sowie die deklarierten Mengen überprüft werden können;
     
  • Kontrolle der jährlichen Meldung von Materialströmen: Eine Überprüfung stellt sicher, dass alle erwarteten Fraktionen gemeldet werden, und zwar in Mengen, die den üblichen Werten entsprechen. Eine fehlende Fraktion kann auf einen Fehler in der Klassifizierung bei der Anmeldung oder auf einen Fehler bei der Sortierung der Fraktion zurückzuführen sein;
     
  • Laboranalysen (Metallverluste, Schadstoffmengen); und
     
  • Vor-Ort-Besuche: Sie dienen dazu, die Übereinstimmung zwischen den mit dem Team während des Audits besprochenen Punkten und den tatsächlichen Gegebenheiten vor Ort zu bestätigen.

Darüber hinaus können mit Hilfe von Batchversuchen Recycling- und Verwertungsquoten berechnet werden, die ebenfalls die während des Audits gesammelten Daten ergänzen.

Werden auch die übrigen vor- und nachgelagerten Akteur:innen der Kette überprüft?

Recycler werden einmal jährlich auditiert. Darüber hinaus werden auch andere Akteur:innen kontrolliert, allerdings in unterschiedlichen Abständen. Die vorgelagerten Partner, die Zerlegebetriebe, werden alle zwei Jahre auditiert. Für diese Betriebe gelten dieselben Anforderungen wie für die Recycler (identischer Bezugsrahmen). Bei der Schadstoffentfrachtung kann der Recycler, der für den Zerlegebetrieb verantwortlich ist, selbst entscheiden, in welcher Phase die Entfrachtung durchgeführt werden soll. So müssen beispielsweise Ölradiatoren vor der Zerlegung entleert werden. Der Recyclingbetrieb kann jedoch bestimmen, ob die Entfrachtung des Öls durch den Zerlegebetrieb stattfindet, oder  erst, wenn der Radiator beim Recycler angekommen ist.

Nachgelagerte Partner, wie beispielsweise die Abnehmer von Fraktionen, die vom Recycler stammen, werden ebenfalls überprüft. Kontrolliert werden vor allem die Abnehmer, die eine zusätzliche Sortierung vornehmen, wie beispielsweise die Kunststoffrecycler oder diejenigen, die Kunststoffe von Nichteisenmetallen trennen. Diese Kontrollen werden manchmal im Rahmen von Batchversuchen bei nachgelagerten Aufbereitungsbetrieben durchgeführt.

Auf diese Weise tragen diese Audits dazu bei, eine hohe Umweltqualität des Recyclings in der gesamten Kette zu gewährleisten.