CENELEC

Die Recyclingnorm für Elektrogeräte wird aktualisiert

Auf europäischer Ebene wird das Recycling durch die EN50625-Normenserie standardisiert. Verschiedene Länder und Organisationen erklären diese Normen zur Grundlage für das Recycling von Elektroaltgeräten. SENS und Swico verlangen in ihren Verträgen mit den Recyclern, dass sie gemäss dieser Normenserie arbeiten. Die Norm mit den generellen Anforderungen an das Recycling trat 2014 in Kraft. Zehn Jahre später soll sie als erstes der technischen und rechtlichen Entwicklung angepasst werden. Auch die Überarbeitung der weiteren Normen und technischen Vorschriften der Serie soll in diesem Jahr begonnen werden.

Ein europäisches Werk

Die EN 50625-Normenserie ist ein europäisches Gemeinschaftswerk. Expert:innen aus vielen Ländern Europas treffen sich regelmässig in einer Arbeitsgruppe und beraten darüber, wie die EN-50625-Normen weiterentwickelt werden sollen. Die Arbeitsgruppe steht allen wirtschaftlichen Akteuren im Elektrogeräterecycling offen. In der Arbeitsgruppe arbeiten Delegierte der Rücknahmesysteme, Vertreter von Geräteherstellern und Expert:innen der Elektrogeräterecycler mit.

Mit länderübergreifender Organisation

Für die Normen der EN-50625-Serie ist die CENELEC verantwortlich. Sie ist das europäische Komitee für elektrotechnische Standardisierung. Die CENELEC wird getragen von 34 Länderorganisationen für die elektrotechnische Standardisierung. Die Schweizer Expert:innen sind im «Comité Électrotechnique Suisse» (CES) organisiert. Das Sekretariat des CES wird durch die Electrosuisse geführt. Beim CES ist die Technischen Kommission 111 der Schweiz angesiedelt. Mitglieder dieser TK 111 können in der gleichnamigen europäischen TC 111 mitarbeiten. Die Arbeit an den Normen der Serie EN 50625 erfolgt in der Arbeitsgruppe 6 der TC 111. Es ist also ein Gremium mit Expert:innen aus ganz Europa.

Abb.: Die Normierungsarbeit ist auf Länderebene organisiert. Die nationalen Expert:innen arbeiten auf europäischer Ebene zusammen.

Normen sollen dem veränderten Umfeld angepasst werden

Die Dokumente der Reihe 50625 sind bis zu zehn Jahre alt. Die Hauptnorm EN 50625-1 wurde 2014 publiziert. Die zugehörigen Technischen Spezifikationen TS 50625-3-1 wurden in den Jahren 2015 bis 2017 veröffentlicht. Beide sollen nun überprüft und nicht mehr zeitgemässe Inhalte aktualisiert werden. Die Arbeitsgruppe 6 der CENELEC will die Überarbeitung darauf beschränken, dass nicht mehr gültige Verweise auf andere Normen oder Gesetze ersetzt werden. Zudem sollen Grenzwerte nachgeführt werden, besonders im Bereich des Kunststoffrecyclings. In diesem Bereich hat die POP-Direktive der EU seit dem Erscheinen der Norm zu strengeren Vorgaben geführt. Wo es die technische Entwicklung seit 2014 nötig macht, sollen Vorgaben angepasst werden.

Auch die weiteren Normen der Serie, die sich mit speziellen Aufbereitungsprozessen für Leuchtmittel, Flachbildschirme, Kühlgeräte, sowie Photovoltaik befassen, sollen überarbeitet werden. Die Planung dafür ist jedoch noch weniger weit fortgeschritten als bei der Hauptnorm.

Die Arbeitsgruppe ist bestrebt, die Norm möglichst stabil zu halten. In einem so grossen Gremium mit unterschiedlichen Akteuren ist es jedoch naturgemäss schwierig vorherzusehen, wohin die Reise gehen wird.

Schweizer Rücknahmesysteme engagieren sich in der Überarbeitung

Die Anforderungen der Schweizer Rücknahmesysteme SENS und Swico an die Recycler basieren auf den EN-50625-Normen. Sie sind in den Recycler-Verträgen beider Rücknahmesysteme integriert. Dementsprechend hat die Entwicklung der Normen direkte Auswirkungen auf die Vorgaben für das Elektrogeräterecycling in der Schweiz. Expert:innen aus den Technischen Kommissionen von SENS und Swico beteiligen sich aktiv an den Diskussionen in der Arbeitsgruppe 6, haben bereits Anpassungsvorschläge eingereicht und werden aktiv an der Ausgestaltung der neuen Normen mitarbeiten. Im Frühling 2024 will die Arbeitsgruppe 6 ein Vorschlag für ein Arbeitspaket zur Anpassung der Norm zur Abstimmung bringen. Die Expert:innen von SENS und Swico werden diesen Vorschlag in der Schweizer Kommission zur Annahme empfehlen.

Ausblick auf die neue Norm und auf weitere Entwicklungen

Die Zeitplanung der Arbeitsgruppe 6 sieht vor, die überarbeitete EN 50625-1 im Jahr 2025 zur Abstimmung zu bringen. Ob dieses Ziel eingehalten werden kann, muss sich allerdings erst noch weisen. Für die weiteren Normen der Serie gibt es im Februar 2024 noch keinen Zeitplan.

In der Europäischen Union wird schon seit längerem über die Anpassung der WEEE-Direktive diskutiert. Bereits sind Studien zu möglichen Anpassungen veröffentlicht und Konsultationen bei den betroffenen Interessengruppen durchgeführt. Falls eine neue WEEE-Direktive oder eine Nachfolgeverordnung in Kraft treten würde, hätte dies Auswirkungen auf die EN-50625-Normen. Wann dies geschieht, ist noch völlig unklar. Voraussichtlich würde eine neue WEEE-Direktive auch eine erneute Überarbeitung der EN-50625 anstossen.